GastroenterologieReizdarmsyndrom: Aktualisierte S3-Leitlinie erschienen

Unter anderem wurden die Kapitel zur Ernährung, zur psychotherapeutischen Behandlung und zu komplementären Therapien deutlich erweitert. Erstmals ist ein eigenständiges Kapitel zum Reizdarmsyndrom bei Kindern enthalten.

FODMAP, Reizdarm, Ernährung
Quelle: K. Oborny/Thieme

Eine FODMAP-arme Ernährung kann ein Reizdarmsyndrom lindern. Allerdings nicht bei allen Betroffenen. Quelle: Kirsten Oborny/Thieme Group

Ab sofort ist die aktualisierte S3-Leitlinie "Reizdarmsyndrom" abrufbar. Sie fasst den aktuellen Wissensstand zu Diagnostik und Behandlung des RDS zusammen.

Krampfartige Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, ohne dass eine eindeutige organische Ursache auszumachen ist: Etwa vier bis zehn Prozent der Deutschen leiden unter dem Reizdarmsyndrom (RDS). Wie und warum ein Reizdarmsyndrom entsteht, ist bisher nicht vollständig geklärt. Auslöser können vorangegangene gastrointestinale Infektionen sein,
auch findet sich mitunter ein Zusammenhang mit psychischen Faktoren. Die Erkrankung wird anhand des vorherrschenden Symptoms in Subtypen unterteilt: den Verstopfungs-(Obstipations-)Typ, den Diarrhoe-Typ, den Misch-Typ, den Schmerz-Typ und den Bläh-Typ. Oft treten diese Symptome auch in variablen Kombinationen auf.

Das RDS wird per gezielter Ausschlussdiagnostik festgestellt. „Weil es beim Reizdarmsyndrom oft zu übertriebener und irreführender Diagnostik kommt,
gehen wir in der Leitlinie auch auf wissenschaftlich nicht-fundierte diagnostische Verfahren ein und bewerten diese“, sagt Leitlinienkoordinator Prof. Peter Layer. So raten die Autoren beispielsweise von IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie von kommerziell erhältlichen Stuhltests zur Analyse des Darmmikrobioms ab.

Bei der Behandlung des RDS ist oft eine Kombination verschiedener Ansätze sinnvoll: Allgemeine, symptomunabhängige Maßnahmen werden mit spezifischen,
symptomorientierten Therapien, etwa Medikamenten, kombiniert. Zu den wichtigen, symptomunabhängigen Ansätzen gehört die Ernährung: „Obwohl der Einfluss der Ernährung auf die Entstehung eines RDS umstritten ist, zeigt in der Therapie die sogenannte Low-FODMAP-Diät für fast alle RDS-Typen eine gute Wirksamkeit“, so Leitlinienkoordinatorin Dr. Viola Andresen. Patient*innen verzichten hierbei für einen gewissen Zeitraum auf bestimmte Kohlenhydrate wie Fruktose, Laktose und Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit. Auch psychotherapeutische Verfahren helfen vielen Betroffenen: Geeignet sind laut Leitlinie die kognitive und die psychodynamische Verhaltenstherapie, die Bauch-gerichtete Hypnose sowie bestimmte Verfahrensmischformen. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit zielt auf die Modulation des Darm-Mikrobioms, etwa durch Probiotika. Präbiotika werden in der Leitlinie nicht empfohlen.
Die medikamentöse Therapie des RDS sollte stets symptomorientiert erfolgen, betonen die Leitlinienautoren. Mit einem eigenen Hauptkapitel für jedes
Leitsymptom – Durchfall, Verstopfung, Bauchkrämpfe und Blähungen – listet die Leitlinie aktualisierte Empfehlungen sowohl für synthetische als auch pflanzliche Substanzen auf.

Die aktualisierte S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom richtet sich an Ärzte und Betroffene und ist abrufbar unter:

 https://www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/reizdarmsyndrom