GynäkologieBakterielle Vaginose: Leitlinie aktualisiert

In der Leitlinie werden auch komplementäre Optionen berücksichtigt: Milchsäure und Probiotika können sich positiv auf die Therapie und Rezidivprophylaxe auswirken.

Sexualität: Männer- und Frauenfüße schauen unter der Bettdecke vor
K. Oborny/Thieme

Bei chronisch rezidivierenden Verläufen der bakteriellen Vaginose kann eine Partnerbehandlung erwogen werden.

Die bakterielle Vaginose bildet eine der weltweit häufigsten urogenitalen Störungen bei Frauen im sexuell aktiven Alter. Zudem begünstigt sie Ko-Infektionen mit sexuell übertragbaren Erregern. Frauen, die an bakterieller Vaginose leiden, weisen ein erhöhtes Risiko für gynäkologische Komplikationen und Komplikationen während der Schwangerschaft auf.

Eine hohe Rate an Therapieversagen führt häufig zu chronisch rezidivierenden Verläufen.

In der aktualisierten AWMF-Leitlinie zur bakteriellen Vaginose wurden die Handlungsempfehlungen für Diagnostik und Therapie auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht, neu strukturiert und von S1 auf S2k-Niveau erhöht.

Unnötige Antibiotikatherapien vermeiden

„Ziel ist die optimale Betreuung von Patientinnen mit bakterieller Vaginose, die häufig einen langen Leidensweg hinter sich haben. Im Sinne des ,Antimicrobial stewardship' sollen unnötige und insuffiziente antibiotische Therapien vermieden und ein zielgerichteter Therapieansatz ermöglicht werden“, sagt Prof. Alex Farr von der Medizinischen Universität Wien.

Seit der letzten Aktualisierung konnten zahlreiche neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden. Diese wurden im interdisziplinären Prozess der Fachgesellschaften, Berufsgruppen und Anwender*innen berücksichtigt. Erstmalig fand eine strukturierte Konsensfindung statt, sodass die vorliegende Version der Stufe S2k entspricht.

Neben Symptomatik, Diagnostik und Behandlung stehen u.a. auch Prävention und Früherkennung, Mikrobiologie und Risikofaktoren im Fokus.

Gardnerella species im Verdacht für chronisch rezidivierende Verläufe

Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit der Mikrobiologie: Demnach sind Gardnerella species prädominante Bakterienarten mit dem höchsten infektiösen Potenzial. Zudem scheinen sie für ein eventuelles Therapieversagen und chronisch rezidivierende Verläufe verantwortlich zu sein.

Ebenso wird auf die vaginale Mikrobiota eingegangen sowie die Bedeutung der Laktobazillen. Letztere bewirken den physiologischen vaginalen pH-Wert und schützen vor der Adhäsion pathogener Bakterien.

Komplementäre Therapieverfahren

Die Leitlinienautoren haben zudem Studien ausgewertet zu folgenden komplementären Therapieverfahren:

  • Milchsäure
  • Laktobazillen
  • Ascorbinsäure
  • Polymere

Basierend auf vorliegenden Studien kommen sie zu dem Schluss:

Milchsäure und Probiotika scheinen sich positiv auf die Therapie und Rezidivprophylaxe der bakteriellen Vaginose auszuwirken und können daher komplementär angewendet werden.

Quelle: S2k-Leitlinie Bakterielle Vaginose

An der Erstellung der insgesamt 79 Seiten umfassenden Handlungsempfehlung waren 11 Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt. Finanziell unterstützt wurde dieses Leitlinienprojekt durch das Leitlinienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG).

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

Literatur

DGGG, OEGGG, SGGG, Hrsg. S2k-Leitlinie Bakterielle Vaginose. Juni 2023; Im Internet: https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-028l_S2k_Bakterielle-Vaginose_2023-07.pdf