LeitlinienBildschirmzeit bei Kindern: 55 Tipps zur Verhaltensprävention

Je weniger, desto besser: Eine neue Leitlinie informiert zu den Risiken und gibt Empfehlungen zur Prävention des dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs bei Kindern und Jugendlichen.

Gefesselte Kinderhände mit Smartphone in der Hand; Symbolbild für Handysucht
V.R.Murralinath/stock.adobe.com

Wie viel Bildschirmzeit ist angemessen und wie kann man übermäßigem Medienkonsum vorbeugen? Tipps dazu gibt die neue Leitlinie.

Keine Nutzung unter 3 Jahren, kein Einsatz zur Belohnung, Bestrafung oder Beruhigung, nicht während des Essens. Diese und viele weitere Empfehlungen stehen in der neuen "Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend".

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin als Herausgeber hat für die Leitlinie den aktuellen Stand der Forschung zusammengetragen. Dazu zählen auch die Risiken eines dysregulierten Gebrauchs von Bildschirmmedien wie Übergewicht, Schlafstörungen, Augenerkrankungen, Entwicklungs- oder Bindungsstörungen, aber auch Mobbing, sexuelle Belästigung oder Glücksspiel. Ziel der Leitlinie ist, die mit übermäßiger Mediennutzung verbunden Risiken zu zeigen und Umgangsmöglichkeiten damit.

Für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren empfehlen die Expert*innen beispielsweise, während der Bildschirmnutzung eine Sand- oder Stoppuhr laufen zu lassen. Viele Kinder merken nicht, wie viel Zeit sie an den Geräten verbringen. Alternativ trägt die Begrenzung der Nutzung auf einzelne Tage dazu bei, Gewohnheiten zu vermeiden.

Bei älteren Kindern, die bereits eigene Konsolen besitzen, kann es hilfreich sein, die Geräte nach dem Spielen im Schrank aufzubewahren: Aus den Augen, aus dem Sinn. Insgesamt umfasst die Leitlinie 55 verhaltenspräventive Empfehlungen zur Nutzung von Bildschirmmedien. Zudem beschreibt sie Möglichkeiten, wie Eltern und Ärzt*innen mit übermäßiger Nutzung umgehen können, und geht auf präventive Maßnahmen in Zeiten von digitalem Fernunterricht ein.

Prävention für eine gesunde Entwicklung des Kindes

„Obwohl inzwischen viele gesundheitliche Risiken des übermäßigen Medienkonsums bei Kindern bekannt sind, wird noch viel zu wenig über Präventionsmaßnahmen gesprochen – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Medizin“, sagt Prof. David Martin von der Uni Witten/Herdecke. „Wenn wir einem übermäßigen Medienkonsum in Kindheit und Jugend vorbeugen, können wir einen wichtigen Beitrag für eine gesunde seelische, geistige und körperliche Entwicklung leisten.“

Erarbeitet wurde die Handreichung unter der Leitung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. Die Universität Witten/Herdecke hat dazu eine Expert*innenkommission gebildet und koordiniert. Die Ergebnisse wurden auch mit Patientenvertreter*innen diskutiert.

Die Leitlinie AWMF S2k richtet sich an Familien sowie an Mediziner*innen, Ärzt*innen und Psychiater*innen, die Kinder und Jugendliche behandeln. Zudem soll sie übergeordneten Organisationen wie Krankenkassen, Schulen, Kindergärten, Jugend-, Schul- und Versorgungsämtern, Erziehungsberatungsstellen oder anderen Personen und Einrichtungen, die sich mit Fragen zu Kindergesundheit und Kindeswohl auseinandersetzen, Orientierung geben.

Neben der Langversion für das Fachpublikum fasst eine Kurzversion die wichtigsten Punkte für Erziehungsberechtigte zusammen. Beide Versionen stehen auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zur Verfügung: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-075

Quelle: Universität Witten/Herdecke