Magen-Darm-InfekteLeitlinie Magen-Darm-Infekte aktualisiert

Die Konsultationsfassung der neuen S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen ist ab sofort verfügbar. Gastroenterolog*innen empfehlen regelmäßiges Händewaschen zum Infektionsschutz.

Händewaschen: eingeseifte Hände unter dem Wasserhahn
K. Oborny/Thieme

Regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen sollte auch nach der Covid-19-Pandemie als wirksamste Maßnahme zur Infektionsvermeidung beibehalten werden.

Aktualisierte S2k-Leitlinie

Die Aktualisierung der Leitlinie bringt einige Änderungen mit sich, die in der derzeitigen Konsultationsfassung noch von der Fachöffentlichkeit kommentiert werden können. Empfohlen wird u.a.:

  • Bei Patient*innen mit akutem Durchfall sollten nur dann Stuhluntersuchungen auf Bakterien oder Parasiten durchgeführt werden, wenn es spezielle Hinweise auf sehr schwere Verläufe, Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen, die beispielweise die Immunabwehr beeinträchtigen, gibt.
  • Bei Patient*innen mit schweren Durchfallepisoden oder Fieber und Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sollten jedoch Stuhlproben untersucht werden.
  • Patient*innen mit akuter Gastroenteritis, die nicht in einer Klinik behandelt werden müssen, sollten keine Antibiotika erhalten. Antibiotikagaben sollten nur bei Betroffenen mit schwerer Gastroenteritis oder bei bestimmten Risikogruppen wie älteren Menschen oder immunsupprimierten Patienten in Betracht gezogen werden.
  • Auf den Einsatz des antibiotischen Wirkstoffs Ciprofloxacin sollte künftig komplett verzichtet werden: Das Nebenwirkungsprofil und bereits bestehende Resistenzen sprechen gegen den Einsatz.

Händewaschen nach Pandemie beibehalten

Gastrointestinale Infektionen machen rund 60 Prozent der in Deutschland meldepflichtigen Infektionskrankheiten aus. Sie zählen zu den häufigsten gastroenterologischen Erkrankungen. Hervorgerufen werden die Infektionen hauptsächlich durch Viren, Bakterien oder Parasiten.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat die Konsultationsfassung einer neuen S2k-Leitlinie zur Behandlung von gastrointestinalen Infektionen veröffentlicht. Sie weist im Zuge dessen darauf hin, dass regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen den besten Schutz vor den häufig von Erbrechen und Durchfall begleiteten Infektionen bietet.

Denn nach zwischenzeitlich durch Covid-19 bedingten niedrigeren Infektionszahlen durch vermehrtes Tragen von Masken und Händedesinfektion rechnen Gastroenterolog*innen nun wieder mit einem deutlichen Anstieg von Magen-Darm-Erkrankungen. Nach einer zwischenzeitlich rückläufigen Inzidenz der insbesondere von Mensch zu Mensch übertragbaren Infektionen durch Isolationsmaßnahmen beobachten Gastroenterolog*innen aktuell einen deutlichen Anstieg infektiöser Durchfallerkrankungen.

„Wir erwarten, dass die jährliche Inzidenz wieder ein ähnliches Niveau wie in einem typischen präpandemischen Jahr betragen wird, eventuell sogar wegen verringerter Immunitätslage nach den Schutzmaßnahmen der Pandemie sogar in den kommenden Monaten eine höhere Inzidenz. Diese Entwicklung war einer der Gründe, die S2k-Leitlinie zur Behandlung von gastrointestinalen Infektionen zu aktualisieren“, sagt der Gastroenterologe Prof. Ansgar Lohse.

Dr. Birgit Terjung weisz darauf hin, dass eine regelmäßige und sorgfältige Handhygiene dazu beiträgt, schätzungsweise rund die Hälfte der Durchfallerkrankungen zu verhindern. Dies gilt insbesondere auch in der Küche, vor allem bei der Zubereitung von Hühnerfleisch, das nicht selten bakteriell besiedelt ist „Das ist ein erhebliches Potenzial, vor allem mit Blick darauf, dass einige der Magen-Darm-Erkrankungen für vulnerable Gruppen wie Kinder und ältere Menschen lebensgefährlich sein können“, so Terjung.

Das regelmäßige und sorgfältige Waschen der Hände sollte auch nach der Covid-19-Pandemie als wirksamste Maßnahme zur Infektionsvermeidung beibehalten werden.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten