Morbus ParkinsonNeue Leitlinie zu Parkinson erschienen

Die S2k-Leitlinie der Parkinson-Krankheit wurde vollständig überarbeitet. Unter anderem wurden sämtliche mögliche Symptome in den Therapieempfehlungen berücksichtigt.

Arzt hält Sprechblase, darin steht: Leitlinie
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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat eine neue, vollständig überarbeitete S2k-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie der Parkinson-Krankheit herausgegeben.

Wichtigstes Ziel der neuen Leitlinien: eine verbesserte klinische, ambulante und stationäre Versorgung von Parkinson-Patient*innen von der diagnostischen (Früh-)Erkennung bis hin zur individuell passenden medikamentösen oder operativen Behandlung.

Die Parkinson-Krankheit gehört zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen: Allein in Deutschland sind etwa 500.000 Menschen betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen. Bislang wurden die Begriffe „Parkinson-Krankheit“ und „Idiopathisches Parkinson-Syndrom“ meist als Synonym verwendet. Gleich zu Beginn der neuen Leitlinie empfiehlt das Autorenteam jedoch, künftig den allgemeineren Begriff „Parkinson-Krankheit“ zu verwenden. Denn:

„In denen letzten Jahren wurde immer klarer, dass eine nicht zu vernachlässigende Zahl von Fällen eben nicht idiopathisch ist, sondern v.a. durch genetische Varianten bzw. Mutationen entsteht und damit sehr wohl auf einer konkreten Ursache beruht“, sagt Leitlinienkoordinator Prof. Günter Höglinger.

Neues zur Diagnostik

In der Parkinson-Diagnostik schlagen die neuen Leitlinien verschiedene Neuerungen vor. Dazu gehören z.B.:

  • Fortan die MDS (International Parkinson and Movement Disorder Society)-Diagnosekriterien von 2015 zur Diagnose der Parkinson-Krankheit heranzuziehen - anstelle der hierzulande immer noch oft verwendeten „Parkinson's UK Brain Bank“-Kriterien.
  • Nicht-motorische Symptome bzw. mögliche Frühsymptome wie eine Riechstörung oder REM-Schlafverhaltensstörung mithilfe von gezielten Untersuchungen in die Parkinson-Diagnostik einzubeziehen und die Befunde zur Prognoseabschätzung heranzuziehen.
  • Die Leitlinien unterstreichen den hohen Stellenwert einer kranialen Magnetresonanztomografie (c-MRT) insbesondere zur Differenzialdiagnostik. Sie sollte möglichst frühzeitig im Krankheitsverlauf erfolgen.
  • Weitere empfohlene Methoden zur Differenzialdiagnostik sind – je nach Fragestellung - die transkranielle Hirnparenchymsonografie, eine FDG-PET sowie eine Dopamin-Transporter-SPECT (DAT-SPECT).
  • Dagegen sind Biomarker (z.B. Neurofilamente) zur Diagnosesicherung noch nicht spezifisch genug und deshalb derzeit nicht zur Diagnosesicherung geeignet.
  • Eine genetische Untersuchung sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn die Parkinson-Krankheit vor dem 50. Lebensjahr manifest geworden ist oder der Patient dies wünscht, etwa weil bereits mehrere Personen in der Familie von der Parkinson-Krankheit betroffen sind.

Neues zur Therapie

  • Bei den Therapieempfehlungen wurden sämtliche mögliche Parkinsonsymptome berücksichtigt. Das bedeutet nicht nur die breite Palette der motorischen Symptome, sondern auch Schlafstörungen, Schmerzen, Sprach- oder Schluckstörungen sowie Begleitsymptome, zum Beispiel Blasenfunktionsstörungen oder Blutdruckabfall beim Aufstehen (orthostatische Hypotonie).
  • Die Mehrzahl der aufgeführten Behandlungsoptionen wurde teilweise modifiziert, durch neue Evidenz gesichert und/oder durch neue Inhalte ergänzt. „Wichtig ist, die Therapie rechtzeitig, altersgerecht, effizient und entsprechend den individuellen Therapiezielen zu beginnen“, betont Höglinger.
  • Die Medikamentenwahl zur initialen Monotherapie soll sich nach den individuellen Kriterien der Patient*innen richten. Das heißt, neben der Schwere der motorischen Symptome auch nach dem Patientenalter, den Komorbiditäten und psychosozialen Aspekten ebenso wie nach den unterschiedlichen Effektstärken/Wirkungen oder Nebenwirkungen der Substanzen.
  • Im Krankheitsverlauf werden in der Regel verschiedene Substanzen kombiniert. Die Leitlinien geben detaillierte Empfehlungen für spezielle Situationen und auch zu Substanzen, die nicht mehr eingesetzt werden sollen.
  • Neu sind auch die Empfehlungen zu invasiven Therapien wie Pumpentherapien und der Tiefen Hirnstimulation (THS) sowie zum Management bei speziellen Situationen der Parkinson-Krankheit, z.B. der „akinetischen Krise“.

Die Leitlinie wurde herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie unter Mitwirkung von 19 Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Organisationen. Federführend und für die Leitlinienkoordination zuständig waren Prof. Günter Höglinger, Direktor der Neurologischen Klinik des LMU Klinikums München, und Prof. Claudia Trenkwalder von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V.

Quelle: Klinikum der Universität München