MikroplastikMikroplastik bleibt länger in Körperzellen als angenommen

Mikro- und Nanoplastikpartikel werden bei der Zellteilung an neue Zellen weitergegeben. Zudem gibt es Hinweise, dass sie die Metastasierung von Tumoren begünstigen könnten. 

Plastikpartikel
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Kleinste Plastikpartikel gelangen vor allem durch Atmung und Nahrungsaufnahme in den Organismus.

Mikro- und Nanoplastikpartikel verbleiben deutlich länger in der Zelle als bislang angenommen: Sie werden bei der Zellteilung an die neu gebildete Zelle weitergegeben. Zudem gibt es Hinweise, dass die Plastikpartikel die Metastasierung von Tumoren fördern könnten.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Uni Wien.

Plastikpartikel länger im Körper als erwartet

Plastikpartikel werden über die Atmung und die Nahrung in den Organismus aufgenommen: Pro Woche gelangen etwa 5 Gramm, das Gewicht einer Kreditkarte, in den Magen-Darm-Trakt.

Das Forschungsteam von der Uni Wien hat die Interaktionen zwischen winzigen Plastikpartikeln und verschiedenen Darmkrebszellen untersucht. Bei ihren Analysen konnten sie zeigen, wie Mikro- und Nanoplastikpartikel in die Zelle eindringen, wo genau sie sich ablagern und welche direkten Auswirkungen sie haben:

  • Mikro- und Nanoplastikpartikel (MNPs) werden wie andere Abfallprodukte im Körper in Lysosomen aufgenommen. Lysosomen sind Zellorganellen, die Fremdkörper in der Zelle abbauen.
  • Die Forscher*innen beobachteten jedoch, dass die Plastikpartikel aufgrund der körperfremden chemischen Zusammensetzung im Gegensatz zu Fremdkörpern biologischen Ursprungs nicht abgebaut werden.
  • Abhängig von verschiedenen Faktoren werden die Plastikpartikel sogar bei der Zellteilung an die neu gebildete Zelle weitergegeben. Sie dürften daher beständiger im menschlichen Körper sein als ursprünglich angenommen.
  • Darüber hinaus gibt es erste Hinweise, dass MNPs die Migration von Krebszellen in andere Körperregionen verstärken und damit möglicherweise die Metastasierung von Tumoren fördern.

Je kleiner, desto schädlicher

Das veränderte Verhalten der Darmkrebszellen in Bezug auf die Zellmigration konnte vor allem als Folge der Interaktion mit Plastikpartikeln festgestellt werden, die kleiner als ein Mikrometer (1 µm = 0,001 mm) sind. Bei Teilchen dieser Größe wird meist von Nanoplastik gesprochen, das z.B. in einer Wasserflasche 10- bis 100-fach häufiger auftritt als Mikroplastik.

Unbestritten ist, dass Kunststoffteilchen umso schädlicher wirken, je kleiner sie sind.

Krankheitsprogression durch Plastikpartikel?

Hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen MNPs und verschiedenen Darmkrebszellen ergab die Studie:

MNPs verbleiben deutlich länger als bisher angenommen im menschlichen Körper. Das liege daran, dass sie während der Zellteilung an die neu gebildete Zelle weitergegeben werden. Darüber hinaus gebe es erste Hinweise, dass diese Plastikpartikel die Metastasierung von Tumoren fördern könnten.

Die hohe Aufnahme- und Verweildauer von Mikroplastik in Geweben und Zellen weise auf eine mögliche chronische Toxizität hin, so Verena Pichler, eine der Studienleiterinnen. Die Studie bestätige jüngste Erkenntnisse, dass kleinste Plastikpartikel das Zellverhalten beeinflussen und möglicherweise zum Fortschreiten von Krankheiten beitragen.

Weitere Studien seien dringend erforderlich, um potenzielle Langzeitauswirkungen von MNPs zu untersuchen. Darüber hinaus unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung von Maßnahmen zur Reduzierung der Plastikbelastung in der Umwelt.

Quelle: Medizinische Universität Wien

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