Welt-Parkinson-TagSchlaf ist aktive Parkinson-Prävention

Schlaf ist ein wichtiger Parkinson-Risikofaktor. Eine neue Pumpentherapie verbessert die Versorgung Parkinson-Kranker. Die wichtigsten Entwicklungen zum Welt-Parkinson-Tag.

Hirnumriss
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Schlaf unterstützt die Entsorgung zellulärer Abfallprodukte im Gehirn.

Schlaf ist ein entscheidender Faktor für die Prävention von Parkinson. Diesen Zusammenhang hat eine Studie herausgestellt.

Darüber hinaus gibt es Fortschritte in der Therapie:

  • Eine Pumpentherapie verspricht eine deutliche Verbesserung der Versorgung von Parkinson-Patient*innen. Obwohl diese Therapie die Erkrankung nicht heilt, stellt sie dennoch einen Durchbruch dar, da sie den Betroffenen mehr Lebensqualität schenkt.
  • Im Falle des Versagens der medikamentösen Behandlung kommt oft die Tiefe Hirnstimulation zum Einsatz, die laut einer aktuellen Studie langfristig positive Effekte zeigt.

Schlaf ist aktive Parkinson-Prävention

„Schlaf ist ein wichtiger, aber oftmals unterschätzter Faktor, um Gehirn und Nerven gesund zu halten. Durchschnittlich werden 7–8 Stunden Schlaf empfohlen – und dieses Präventionspotenzial sollten wir nutzen“, erklärt Prof. Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Bei der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen spielt die Ablagerung molekular fehlgefalteter Proteine eine Rolle (z.B. α-Synuclein bei M. Parkinson). Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang das erst vor ca. 10 Jahren nachgewiesene gliale lymphatische System. Über das glymphatische System werden zelluläre Abfallprodukte aus dem Gehirn entfernt. Bei verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen wird ein Nachlassen dieser Reinigungsfunktion, die während des Non-REM-Schlafs aktiv ist, diskutiert.

Eine aktuelle Forschungsarbeit konnte zeigen: dass neuronale Netze einzelne Aktionspotentiale synchronisieren und bündeln. Dadurch entstehen rhythmische, sich selbst verstärkende hochenergetische Ionenwellen, die den glymphatischen Fluss in Gang bringen. Die Störung dieser Wellen verhinderte im Experiment weitgehend die Reinigung des Gehirnparenchyms. Umgekehrt konnte durch transkranielle Stimulation (mit Optogenetik) die Wellenbewegung und der Fluss interstitieller Flüssigkeit verstärkt werden. Aus den Ergebnissen könnten sich künftig neue prophylaktische und therapeutische Ansatzpunkte ergeben.

Pumpentherapie für konstante Wirkspiegel

In Bezug auf die Therapie gibt es ebenfalls Neuigkeiten: Bei der Behandlung mit Levodopa kommt es nach ca. 5-8 Jahren häufig zu starken motorischen Schwankungen. Eine Pumpentherapie kann hier Abhilfe schaffen, indem sie konstante Wirkspiegel über den Tag gewährleistet und somit die Lebensqualität der Betroffenen verbessert.

Subkutane Medikamentengabe

Eine weitere Entwicklung ist die Möglichkeit, das wirksamste Parkinson-Medikament Levodopa kontinuierlich subkutan zu verabreichen. Eine internationale Phase-3-Studie hat gezeigt, dass diese Form der Gabe zu zusätzlicher "On"-Zeit führt und die "Off"-Phasen reduziert. Das kann insgesamt zu einer verbesserten Lebensqualität führen.

Tiefe Hirnstimulation

Im Falle des Versagens der medikamentösen Therapie ist die Tiefe Hirnstimulation eine etablierte Behandlungsoption.

Eine aktuelle, prospektive Studie an 3 europäischen Zentren zeigt erstmals Langzeitergebnisse über mehr als 3 Jahre. Sie verglich die Tiefe Hirnstimulation plus Standardmedikation mit der alleinigen Standardtherapie. Im Ergebnis zeigte sich:

  • Nach 5 Jahren hatten sich Lebensqualität auf dem Parkinson-Fragebogen (PDQ-8) und die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) in der Vergleichsgruppe signifikant verschlechtert. In der Gruppe, die die Tiefe Hirnstimulation erhalten hatte, blieben sie stabil.
  • Diese Unterschiede ergaben sich hauptsächlich durch die bessere Wirkung der Tiefen Hirnstimulation auf die Mobilität. Die mit der Tiefen Hirnstimulation Behandelten hatten außerdem weniger motorische Komplikationen und einen geringeren täglichen Levodopa-Äquivalenzdosis-Bedarf.

Prof. Lars Timmermann, Mitautor der Studie, betont: Zwar könne die Parkinson-Erkrankung noch nicht geheilt werden. Aber die Forschung trage stetig dazu bei, die Symptome der Erkrankung über lange Zeit zu kontrollieren.

Am Welt-Parkinson-Tag liegt der Fokus jedoch besonders auf der Prävention. Die Deutsche Hirnstiftung ist hierbei ein wichtiger Partner der DGN und bietet umfassende Informationen für Betroffene und Interessierte, um neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson vorzubeugen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie

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