HeilpflanzenporträtArbutus unedo L. - der (Westliche) Erdbeerbaum

Arbutus unedo L., der (Westliche) Erdbeerbaum, ist im Mittelmeerraum weit verbreitet. Die Blattdroge ist als antientzündliches, antidiabetisches und antihypertensives Agens bekannt.

Erdbeerbaum mit Blüten und Früchten.
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Erdbeerbaum: Früchte und Blüten können gleichzeitig vorhanden sein.

von Klaus Peter Latté

Herkunft der Pflanzenbezeichnung

Bereits in der Antike war A. unedo bekannt; so erwähnte der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrast (ca. 371–280 v. Chr.) in seinem Buch über die Geschichte der Pflanzen den Erdbeerbaum unter der Bezeichnung „κόμαρος“ (comaros) [20] [30]. In den Werken der römischen Dichter Ovid (43 v. Chr.–17 n. Chr.), Vergil (70–19 v. Chr.) und Horaz (65–8 v. Chr.) kommt der Erdbeerbaum ebenso vor [30].

Die heutige botanische Bezeichnung A. unedo stammt von Carl v. Linné aus dem Jahr 1753, der ebenfalls 1753 für die Bärentraube die lateinische Bezeichnung Arbutus uva-ursi (heutige Bezeichnung: Arctostaphylos uva-ursi (L.) Spreng.) wählte; damit wird die enge Verwandtschaft beider Pflanzen deutlich.

Der Gattungsname „Arbutus“ soll zusammengesetzt sein aus dem keltischen Wort „ar“ (rau) und „boise“ (für Strauch) [30]; jedoch ist etymologisch auch eine Verwandtschaft zu „arbor“ bzw. „arbustum“ (lateinisch für Baum bzw. Strauch) denkbar. Die Artbezeichnung „unedo“ soll auf Plinius (23–79 n.Chr.) und seine Anmerkung zu den Früchten „unum tantum edo“ („ich esse nur eine“) zurückgehen, weil der Geschmack der Früchte ihm offenbar nicht zusagte [20] [30].

A. unedo ist regional unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt, u. a. als Sandbeere oder Hagapfel in Deutschland, arbousier (commun) in Frankreich, madroño in Spanien, corbezzolo in Italien und strawberry tree in England [27].

Verbreitung und Botanik

Arbutus unedo L. (Ericaceae) ist ein mehrjähriger, immergrüner Strauch oder Baum, der bis zu 12 m hoch werden kann und besonders im europäischen Mittelmeerraum beheimatet ist. So wächst der Erdbeerbaum in Frankreich, Italien, Albanien, Griechenland und auf der Iberischen Halbinsel, aber auch in Nordost-Afrika, auf den Kanarischen Inseln und in Westasien und sogar in Irland. Es handelt sich um eine Pflanze, die in Macchien, an Waldrändern oder auf steinigen Abhängen wächst [22]. Im Mittelmeerraum wachsen weitere Arbutus-Arten, u. a. A. andrachne L. (Östlicher Erdbeerbaum), A. canariensis L. (Kanarischer Erdbeerbaum) und A. pavarii Pamp. [27].

A. unedo ist gegen Zugluft, niedrige Temperaturen und schlechte Bodenbedingungen resistent und regeneriert sich rasch nach Waldbränden. Heute wird A. unedo kultiviert [18] [34]. Erdbeerbäume weisen eine hohe genetische, morphologische und phänologische Variabilität auf [27] [28].

Morphologische Merkmale der Blattdroge

Die Blätter sind wechselständig, einfach, ei-lanzettlich bis lanzettlich, dunkelgrün, kurzgestielt und gezähnt und haben eine stumpfe Spitze; die Blattspreite (5–8 cm × 3–4 cm) biegt sich leicht nach unten. Insbesondere die Blattunterseite ist mit Blattwachsen überzogen, sodass die Blätter ein ledriges Aussehen haben und damit an Lorbeerblätter erinnern. Auf der Blattunterseite tritt der Hauptnerv stark hervor, der zum Teil rot unterlaufen ist. Die Blüten sind glockenförmig, mit zurückgeschlagenen Kronblättern, 8–9 mm lang, weiß und oftmals grünlich unterlaufen und riechen nach Honig; die Blütezeit ist im Herbst. Die Früchte sind kugelige Beeren mit einem Durchmesser von 15–20 mm (etwa kirschgroß), wobei die reifen Früchte rot-orange oder tief purpurfarben sind, eine spitzwarzige Struktur aufweisen und mehrere Samen enthalten. Die Fruchtreife dauert 12 Monate, sodass an einer Pflanze sowohl die reifen Früchte als auch die Blüten gleichzeitig vorhanden sein können [18] [25] [27] [32] [34].

Die Früchte haben einen mehligen Geschmack und werden als Lebensmittel verzehrt [28] (s. Kasten). Die Blätter von A. unedo, auch als Arbuti folium oder Folia Arbuti unedinis bezeichnet, werden seit Langem in der Volksmedizin des Mittelmeergebietes arzneilich verwendet, sodass im Folgenden nur auf die Blattdroge eingegangen wird.

Verwendung von A. unedo als Lebensmittel und als Volksmedizin [27] [28]

Die reifen Früchte von A. unedo  werden im Mittelmeerraum als Lebensmittel entweder roh oder verarbeitet z. B. in Marmeladen und nach Destillation als Schnaps bzw. Likör (u. a. „Corbezzolo“ in Italien, „Koumaro“ in Griechenland und „Medronho“ in Portugal) verzehrt. Die Früchte enthalten u. a. Vitamin C, Phenole und Faserstoffe. Volksmedizinisch finden die Blätter, Früchte, Wurzeln und die Rinde Anwendung bei urologischen, gastrointestinalen, kardiovaskulären und dermatologischen Erkrankungen. Arbutus unedo ist Bestandteil des Wappens der Stadt Madrid und der (Klein-)Stadt L'Arboç (in Katalonien) sowie der Provinz Ancona, woran die Bedeutung dieser Pflanze im Mittelmeerraum erkennbar ist.

Phytochemie

Aus der Blattdroge von A. unedo wurden – abgesehen von dem Hydrochinonglykosid Arbutin, das u. a. auch in Bärentraubenblättern enthalten ist – weitere Arbutin-Derivate isoliert. Der Arbutin-Gehalt in A.-unedo-Blättern beträgt 0,06–1,24% [9]. In allen Untersuchungen wurden allenfalls Spuren an freiem Hydrochinon, das toxikologisch nicht unbedenklich ist, gefunden [9] [26] [29] [34].

Als weitere Inhaltsstoffe wurden in verschiedenen Studien eine Vielzahl von phenolischen Verbindungen identifiziert, die hinsichtlich der Menge starken Schwankungen in Abhängigkeit vom Boden und dem Klima unterliegen und zum Teil nicht bis ins letzte Detail strukturell aufgeklärt worden sind [22] [31]. Charakteristisch ist in der Blattdroge das Vorkommen von hydrolysierbaren Gerbstoffen (Gallotannine und Ellagitannine und verwandte Substanzen) sowie kondensierten Gerbstoffen (Monomere, aber auch oligomere Proanthocyanidine). Weiterhin wurden Iridoide als Inhaltsstoffe strukturell charakterisiert. In [Tab. 1] sind die aus A.-unedo-Blättern isolierten Naturstoffgruppen aufgelistet.

Die Zusammensetzung der flüchtigen Fraktion (u. a. nach einer Wasserdampfdestillation) variiert je nach Autor und Herkunft des Blattmaterials [4] [5] [16]. Angesichts der unterschiedlichen Zusammensetzungen der wasserdampfflüchtigen Fraktion wurde spekuliert, ob es verschiedene Chemotypen von A. unedo geben könnte [5], während andere Autoren die unterschiedlichen Ergebnisse auf den Erntezeitpunkt, den Wachstumszyklus der Pflanze, die Region und die Extraktionsmethode zurückführen [4].

Traditionelle und volksmedizinische Verwendung

Theophrastus und später Rembert Dodoens, ein flämischer Arzt und Botaniker (1517–1585), verwendeten die Blätter aufgrund ihrer adstringierenden Eigenschaften als Abkochung bei Durchfall und zum Gurgeln [20]. Die Blätter, Früchte und Wurzeln von A. unedo (Kasten) waren in Frankreich „einige Zeit“ offizinell gewesen, auch wenn die arzneiliche Verwendung mit der Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten war [32] [34]. Die Blatt- und die Wurzeldroge von A. unedo ist in Frankreich heute jedoch in der Liste der traditionell verwendeten Arzneipflanzen der Arzneimittelzulassungsbehörde ANSM enthalten [3].

Abkochungen der Blätter wurden traditionell im Mittelmeerraum aufgrund von diuretischen, adstringierenden und harnwegsdesinfizierenden Eigenschaften in der Volksmedizin eingesetzt. Zudem wurden und werden die Blätter auch zur Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Entzündungen sowie Durchfall traditionell angewendet. Weitere traditionelle Anwendungsgebiete für eine Abkochung der Blätter sind Rheuma, aber auch Hypercholesterinämie sowie vaginale und dermatologische Beschwerden [15] [16] [31].

Historie zur Verwendung im deutschsprachigen Raum

In Österreich waren 1917 als Kriegsfolge auch einheimische Drogen knapp, sodass nach Ersatzdrogen u. a. für Bärentraubenblätter gesucht wurde. Dabei wurden auch die Blätter von A. unedo eingehend untersucht, zumal im Süden der österreich-ungarischen Monarchie diese Droge auch noch im November zu ernten war. Untersuchungen von Richard Wasicky am Pharmakognostischen Universitätsinstitut in Wien im Jahr 1917 führten zum Nachweis von Gerbstoffen in der Blattdroge und dementsprechend zu einer adstringierenden Wirkung. Zudem wurde Arbutin aus der Blattdroge gewonnen und bei Personen, die eine Abkochung der Blätter eingenommen hatten, das Hydrochinon als Hydrolyseprodukt von Arbutin im Harn nachgewiesen. Im Ergebnis stellte Wasicky fest, dass Bärentraubenblätter und die Blätter von A. unedo die gleiche therapeutische Verwendung finden könnten [34]. Unter Wissenschaftlern war in den Folgejahren jedoch umstritten, ob wirklich Arbutin in A.-unedo-Blättern enthalten ist [32].

Gustav Weissflog äußerte in seiner Dissertation an der ETH Zürich 1944, dass Anfang der 1940er-Jahre erneut aufgrund von Versorgungsschwierigkeiten nach einer Ersatzdroge für Bärentraubenblätter gesucht wurde, wobei in dieser Arbeit die Wahl auf Preiselbeerblätter (Vaccinium vitis-idaea) und die Blätter von Bergenia crassifolia fiel, da diese Blattdrogen einen höheren Gehalt an Arbutin und einen geringeren Gehalt an Gerbstoffen enthalten als die Blätter von A. unedo [35].

Nach Ende des 2. Weltkriegs wurde an der Universität München weiter nach einer Ersatzdroge für Bärentraubenblätter gesucht [32]. Thies und Šulc kamen aufgrund der phytochemischen Untersuchungen 1951 zu dem Ergebnis, dass der Gehalt an Arbutin zu gering war, um als Ersatzdroge von Bärentraubenblättern eingesetzt zu werden. Zudem hätten die Blätter von A. unedo einen hohen Gerbstoffgehalt. Der geringe Gehalt an Arbutin könne nicht ohne weiteres durch eine Erhöhung der Dosierung ausgeglichen werden, da dann auch die Gerbstoffwirkung (als unerwünschter Wirkung) umso stärker ausfalle [33].

Biologische Aktivitäten

Zahlreiche Publikationen beschäftigten sich ausgehend von der volksmedizinischen Anwendung mit den Aktivitäten von Extrakten aus A. unedo (Blattdroge), insbesondere mit antimikrobiellen, antioxidativen und antiinflammatorischen Wirkungen sowie Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System.

Wirkungen im Harnwegsbereich

Antimikrobielle Wirkungen gegen uropathogene Keime

Blattextrakte von A. unedo, die unter Verwendung verschiedener Extraktionsmittel (n-Hexan, Ethanol und Wasser) hergestellt wurden, wurden auf antimikrobielle Aktivitäten im Agardiffusionstest untersucht. Dabei zeigte sich, dass der Ethanol- und der n-Hexan-Extrakt gegen das grampositive Bakterium Staphylococcus aureus und der Ethanol-Extrakt gegen einen der untersuchten Stämme des gramnegativen Bakteriums Escherichia coli stark wirksam waren, während der Ethanol-Extrakt nur geringe Aktivitäten gegen einen weiteren E.-coli-Stamm, Staphylococcus epidermidis und Enterobacter cloacae aufwies [17]. Für einen wässrigen und einen methanolischen Extrakt aus A.-unedo-Blättern wurden starke antibakterielle Wirkungen im Mikrodilutionstest gegen klinische Isolate von Enterococcus faecalis nachgewiesen; hier war Hydrochinon als Einzelsubstanz gegen diese Isolate sehr wirksam, während Arbutin als Einzelsubstanz nicht antibakteriell wirksam war. Die Autoren der Untersuchung weisen darauf hin, dass Hydrochinon mithilfe der bakterieneigenen β-Glucosidase aus Arbutin gebildet wird und daher die Extrakte gegen E.-faecalis-Keime wirksam waren. Bakterien ohne β-Glucosidase (u. a. Klebsiella pneumoniae, E. coli und Pseudomonas aeruginosa) waren daher nicht empfindlich gegen die beiden untersuchten Extrakte [10].

Antiurolithische Wirkungen

Eine Abkochung von A.-unedo-Blättern und ein ethanolischer Extrakt wurden in einem zellfreien In-vitro-System im Hinblick auf die Hemmung der Kalziumoxalat-Kristallisation mithilfe von Infrarot-Messungen (FT-IR) untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Kristallbildung kaum verzögert wird, jedoch eine starke Hemmung der Aggregation durch die beiden phenolreichen Extrakte erfolgt [13]. In einer weiteren In-vitro-Studie dieser Arbeitsgruppe wurde die litholytische Wirkung von A.-unedo-Extrakten gegen Kalziumoxolat-Steine innerhalb einer Einwirkungszeit von 8 Wochen untersucht und dabei eine dosisabhängige, moderate litholytische Wirkung für den Heißwasser-Extrakt festgestellt [14]. Hierzu ist jedoch anzumerken, dass diese In-vitro-Untersuchungen nicht die komplexen physiologischen Bedingungen im Menschen wiedergeben und daher nicht für einen Nachweis einer litholytischen Wirkung des Extraktes geeignet sind.

Wirkungen gegen Entzündungen

Antioxidative Wirkungen

Für Extrakte der Blattdroge von A. unedo wurde in verschiedenen In-vitro-Testsystemen, insbesondere im DPPH-Test (2,2-Diphenyl-1-picrylhydrazyl) und im ABTS-Test (2,2′-Azino-di(3-ethylbenzthiazolin-6-sulfonsäure)) starke dosisabhängige Radikalfängereigenschaften nachgewiesen. Die Hemmung der Lipidperoxidation wurde im β-Carotin-Bleachingtest für Extrakte beschrieben. Zudem wurde eine starke reduzierende Wirkung für Extrakte im FRAP-Test (Ferric Ion Reducing Antioxidant Power) ermittelt. Die Wirkungen werden auf die phenolischen Inhaltsstoffe zurückgeführt [4] [15] [31]. Da bei Entzündungen immer auch Radikale beteiligt sind, sind diese Ergebnisse von Bedeutung.

Antientzündliche Wirkungen

An humanen Brustkrebszellen (MDA-MB-231-Zellen) und humanen Fibroblasten wurde festgestellt, dass ein wässriger Extrakt die durch Interferon-γ induzierte Aktivierung von STAT-1 (signal transducer and activator of transcription 1) hemmt, aber auch in geringem Maße die durch TNF-α induzierte NFκB-Aktivierung verringert. Ebenso war die STAT-1-abhängige inflammatorische Genexpression (z. B. iNOS und ICAM-1) verringert. Üblicherweise ist die STAT-1-Aktivierung gut reguliert, jedoch kann eine Deregulation zu entzündlichen Erkrankungen führen [23]. Tierexperimentell wurde an männlichen CD-Mäusen eine Carrageenan-induzierte Lungenentzündung mit einem wässrigen Extrakt von A.-unedo-Blättern im Vergleich zu einer Kochsalzlösung behandelt. Der Extrakt verringerte signifikant die Ödeme, Gewebeschäden und die Infiltration des Gewebes mit Entzündungszellen verglichen mit einer Placebogruppe [24].

Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System

Vasorelaxierende Effekte

Für einen wässrigen Extrakt von A.-unedo-Blättern wurde die Wirkung an der Rattenaorta, die zuvor durch Noradrenalin vorkontrahiert worden war, untersucht und vasorelaxierende Effekte festgestellt; hierfür war das intakte Endothelium erforderlich. Die in dem Extrakt enthaltene Einzelsubstanz Catechingallat war in diesem Testmodell stark wirksam. Interessanterweise bewirkte Gallussäure, die ebenfalls ein Inhaltsstoff in dem Extrakt ist, als Einzelsubstanz eine Vasokonstriktion [19]. In einer anderen Untersuchung an der isolierten Thoraxaorta von Wistar-Ratten wurden diese Ergebnisse bestätigt. Die Flavonoid-Aglyka erhöhten die Kontraktion von Phenylephrin, während die Flavonoid-Glykoside zu einer starken Relaxation führten, die endothelabhängig ist. Die Autoren dieser Studie kommen daher zu der Schlussfolgerung, dass die Wirkung von A.-unedo-Blattextrakten bei Bluthochdruck bestätigt wird [2].

Hemmung der Thrombozytenaggregation

Ein Heißwasser-Extrakt von A.-unedo-Blättern zeigte eine dosisabhängige Verringerung der durch Thrombin induzierten Thrombozytenaggregation in vitro, ebenso auch ein Ethylacetat- und ein Diethylether-Extrakt [7]. In einer späteren Untersuchung der gleichen Arbeitsgruppe erwiesen sich Flavonoide, vor allem die Aglyka, als besonders wirksam. Die Autoren sehen darin eine Bestätigung für kardiovaskuläre Effekte von A.-unedo-Blättern [8].

Antihypertensive Wirkungen

An insgesamt 40 männlichen Wistar-Ratten in 6 Behandlungsgruppen (mit jeweils 6–8 Tieren) wurde über einen Zeitraum von 4 Wochen die Wirkung eines Heißwasser-Auszugs der Blätter von A. unedo in einem Testmodell für den arteriellen Bluthochdruck untersucht, der durch den Stoff L-Nitro-L-argininmethylester (L-NAME) verursacht wird. L-NAME bindet kompetitiv an die NO-Synthase, sodass die NO-Bildung verringert wird. Die alleinige Anwendung von L-NAME führte zu einem signifikanten Anstieg des Blutdrucks sowie zu einem signifikant verringerten Harnvolumen und einer verringerten Natrium- und Kalium-Ausscheidung, während durch die Gabe des A.-unedo-Extrakts die Wirkung von L-NAME stark abgeschwächt wurde. Die Autoren schlussfolgern daher, dass der wässrige Extrakt an Ratten bei chronischer Anwendung der Entwicklung von Bluthochdruck entgegenwirke [1].

Weitere Wirkungen

In In-vitro-Untersuchungen wurde eine Hemmung der α-Amylase und der α-Glucosidase beobachtet, sodass die Autoren auf hypoglykämische Effekte aufgrund einer verminderten Kohlenhydratresorption schließen [31].

Toxizität

In mehreren In-vitro-Untersuchungen an humanen Lymphozyten wurden für einen wässrigen Blattextrakt aus A. unedo auch in hohen Dosierungen keine zytotoxischen Effekte festgestellt sowie ein vernachlässigbares gentoxisches Potenzial im Mikronukleus-Test. In-vivo-Untersuchungen an Ratten bestätigten die gute Verträglichkeit der Extrakte in Dosierungen von 200 mg/kg Körpergewicht über einen Zeitraum von 14 und 28 Tagen. An Mäusen wurde ein LD50-Wert von>1200 mg/kg Körpergewicht für einen wässrigen Extrakt ermittelt [8] [11] [12].

Fazit

Die bisher vorliegenden In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen belegen die aus der Volksmedizin des Mittelmeerraums bekannten Indikationen von A.-unedo-Blättern. Das Inhaltsstoffspektrum, die Anwendungsgebiete und die Wirkungen zeigen große Ähnlichkeit zu den Bärentraubenblättern, allerdings ist der Gehalt an Arbutin in A.-unedo-Blättern geringer. In den letzten Jahren wurde von Autoren erneut geäußert, dass die Blattdroge von A. unedo vergleichbar den Bärentraubenblättern zur Behandlung von Harnwegsinfektionen geeignet sei [10] [11] [29]. Bisher liegen nur Erkenntnisse über die traditionelle Anwendung der Blattdroge am Menschen vor. Daher wären klinische Studien wünschenswert, um das therapeutische Potenzial dieser Blattdroge eindeutig beurteilen zu können.

Dr. Klaus Peter Latté

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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