AtemwegserkrankungenErkältungsmittel aus der Klosterapotheke

Pflanzen der Klostermedizin bieten bei Erkältungskrankheiten bis heute den größten Therapieerfolg. Heilpflanzen-Anwendungen bei Schnupfen, Pharyngitis, Sinusitis und Husten.

Thymian Pflanze mit Blüte.
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Thymian (Thymus vulgaris): Durfte in keinem Klostergarten fehlen und zählt auch heute noch zu den wichtigsten Heilpflanzen bei Erkältung.

von Johannes Gottfried Mayer (†),  Heike Will

Kein anderer Therapiezweig verfügt über ein vergleichbares Spektrum an gezielt wirkenden Mitteln bei Atemwegserkrankungen: Die Pflanzenheilkunde bietet dazu effektive Anwendungen, seit es Heilkundige gibt. Für die unterschiedlichen Stadien einer Erkältung – von Rhinitis bis Bronchitis – stehen spezifisch wirkende Zubereitungen zur Verfügung. Viele Pflanzen haben sich hier seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden gut bewährt. Einige davon wurden in jüngerer Zeit in klinischen Studien getestet. Im Ergebnis hat die synthetische Pharmazie kaum wirksamere, aber deutlich nebenwirkungsreichere Mittel zu bieten.

Enge, Frösteln, Trockenheit: Erkältung ist Wintersache

Die meisten Erkältungskrankheiten werden durch Rhino-, RS-, (Para-)Influenzaoder Adenoviren verursacht und durch Tröpfcheninfektion übertragen. Im Krankheitsverlauf kann es zudem zu einer bakteriellen Superinfektion mit möglichen Komplikationen kommen.

Dass die Infekte gehäuft in der kalten Jahreszeit auftreten, hat mehrere Gründe: Bei kalten Extremitäten oder auch nur geringfügig sinkender Körpertemperatur geht die Durchblutung der Atemwegsschleimhäute reflektorisch zurück. In der Folge sinkt die lokale Temperatur und somit die Immunaktivität. So kön nen sich Viren leichter festsetzen als bei warmen Außentemperaturen. Hinzu kommt, dass der Mensch sich im Winter vorwiegend in geheizten Räumen aufhält. Die Luftfeuchtigkeit liegt dabei oft weit unter 30 %. Dies trocknet die schützenden Schleimhäute der oberen Luftwege zunehmend aus und erleichtert Viren und Bakterien den Angriff. In der kalten Jahreszeit ist der Luftaustausch in den geschlossenen Räumen geringer. Dadurch kann im Vergleich zum Sommerhalbjahr die Virenlast sehr viel höher sein.

Tipp: Ausreichendes Trinken sorgt in allen Erkältungsphasen für eine bessere Schleimhautbefeuchtung. Neben Wasser eignen sich dazu Kräutertees aus Thymian, Kamille, Spitzwegerich, Süßholzwurzel, Lindenblüte (bei Frösteln) und / oder Pfefferminze.

Pharyngitis: Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Heiserkeit

Oft beginnt eine Erkältung mit Halsschmerzen, denn im frühen Stadium ist der Rachen meist von Viren befallen. Die daraus folgende Pharyngitis äußert sich durch Heiserkeit, starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Manchmal kommt es zu einer Infektion der Zunge (Glossitis), in schweren Fällen entzünden sich auch Kehlkopf und Luftröhre. Therapeutisch stehen die Sekretlösung, Regulierung der Immunreaktion sowie Entzündungs- und Schmerzlinderung im Vordergrund. Eine sofortige Besserung der Schluckbeschwerden kann das Kauen frischer Salbeiblätter (Salvia officinalis) verschaffen. Diese stehen allerdings in der kalten Jahreszeit kaum zur Verfügung. Dann leisten auch getrocknete Salbeiblätter gute Dienste. Alternativ eignet sich eine Gurgellösung mit Salbeiblättern (siehe Kasten).

Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum gewinnt die Ringelblume (Calendula officinalis) wieder an Bedeutung (siehe Kasten). Sie wird inzwischen auch bei chemotherapiebedingten Läsionen im Mund angewandt.

Kurz gefasst

  • Pflanzen der Klostermedizin, ergänzt durch wenige moderne Phytotherapeutika, bieten bei Erkältungskrankheiten bis heute den größten Therapieerfolg.
  • Entzündungslindernde Pflanzen wie Süßholz, Ringelblume und Kamille lassen sich geschickt mit Expektoranzien wie Thymian und wärmenden Mitteln wie Senföl-Lieferanten kombinieren.
  • Schleimdrogen wie Eibisch und Malve ergänzen klassische Hustenpflanzen wie Fenchel, Schlüsselblume, Andorn und Königskerze.

Auch das Lutschen von etwas Weihrauchharz hilft bei Halsschmerzen und Rachenentzündung. Leider ist gut gereinigter Weihrauch für diesen Zweck nur schwer zu bekommen, man darf hierfür keine Räuchermittel verwenden. Das Harz der Weihrauchbäume (Boswellia- Arten) lindert die Austrocknung der Schleimhäute sowie Entzündungen und Schmerzen. Dieser Effekt lässt sich auch durch Kapseln reflektorisch und über den Blutweg erreichen, zum Beispiel mit 3 × tgl. 2 Kps. Boscari® (Fa. Olibanum).

Neben Halsschmerzen kommt es bei Erkältung auch meist zu Niesreiz und Abgeschlagenheit. Die Viren überwinden die Schleimhautbarriere und verursachen eine Entzündungsreaktion. Durchblutung und Sekretion werden gesteigert, die Nasenschleimhaut schwillt an. Oft wird dadurch auch der Zugang zu Nebenhöhlen und Ohren verengt oder verlegt. Das normale schützende Sekret der Schleimhäute geht zunehmend in entzündliches Sekret über.

Schnupfen: Thymian und Kamille als Idealkombination

In diesem Zuge stellt sich das Kardinalsymptom der Erkältung ein: eine Rhinitis, die meist in drei Stadien verläuft. Das erste, trockene Vorstadium macht sich durch Frösteln und trockene, bisweilen auch juckende Schleimhaut bemerkbar. Dann folgt das zweite, katarrhalische Stadium mit viel wässrigem Sekret, tränenden Augen und verstopfter Nase. Im dritten, schleimigen Stadium wird das Sekret zähflüssiger und kann sich auch gelblich oder grünlich verfärben. Dies kann – muss aber nicht – auf eine bakterielle Sekundärinfektion hinweisen.

Zu den wichtigsten Erkältungspflanzen gehört der Thymian (Thymus vulgaris). Er wirkt mit seinem ätherischen Öl (Carvacrol und Thymol, etwa zwanzigfach stärker keimhemmend als Phenol), Gerbstoffen und Flavonoiden stark antibakteriell, antiviral sowie sekretlösend, auswurffördernd (expektorierend) und bronchospasmolytisch.

Auch die Kamille (Matricaria chamomilla) besitzt als Allrounder der Pflanzenheilkunde durch das ätherische Öl, die Schleimstoffe und Flavonoide der Blüten stark entzündungshemmende, beruhigende und krampflösende Eigenschaften.

Die am besten geeignete, weil direkte, Anwendung von Kamille und Thymian ist die bewährte Inhalation. Dazu eine Mi schung aus 1–2 EL Kamillenblüten und 1–2 EL Thymiankraut (alternativ 2 bis maximal 3 Tr. ätherisches Thymianöl) auf 1 l heißes Wasser geben, die Dämpfe unter einem Handtuch 10 min inhalieren oder einen Inhalationstopf verwenden. Dann abtrocknen und warmhalten. Für Kleinkinder und Patienten mit Asthma oder Keuchhusten ist die Inhalation nicht geeignet.

Rezepturen

Bei Pharyngitis

Salbei-Gurgellösung bei Schluckbeschwerden

2 TL getrocknete Salbeiblätter mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, abgedeckt 10 min ziehen lassen, abseihen, mehrmals tgl. damit gurgeln und den Rachen spülen.

Bei guter Verträglichkeit bietet sich auch eine Gurgellösung mit Salbeiöl an: 15 Tr. ätherisches Öl auf 1 Tasse warmes Wasser geben, mehrmals tgl. damit gurgeln und den Rachen spülen.

Gurgellösung mit Ringelblumenblüten

Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum 1–2 TL Ringelblumenblüten mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 min ziehen lassen, abseihen, mehrmals tgl. den Mundraum damit spülen.

Hildegard von Bingen empfiehlt in der „Physica“ zur Behandlung von Erkältungen eine Rauchinhalation mit Fenchelund Dillfrüchten.

Merke: Heute weiß man, dass beim Räuchern zum Teil krebserregende Verbindungen entstehen und empfiehlt allgemein keine Rauchinhalationen mehr.

Senfmehlfußbad: Warme Füße, warmer Körper

Besonders in der frühen Phase einer Erkältung kann mit einem Senfmehlfußbad manchmal ein Schnupfen noch abgewendet werden. Falls der Schnupfen schon da ist, unterstützt es durch seine tief durchwärmenden und antientzündlichen Eigenschaften die Sekretlösung und Abheilung. Dazu 2 EL Senfmehl in einer kleinen Wanne in 40 °C warmes Wasser einrühren, etwa 10–15 min die Füße darin baden und danach mit warmem Wasser abwaschen und abtrocknen. Das Fußbad wirkt stark durchblutungsfördernd (hyperämisierend). Es ist für Kinder unter sechs Jahren und bei Beinvenenleiden nicht geeignet.

Sinusitis: Schlüsselblume, Leinsamen und Meerrettich

Typische Symptome einer Sinusitis sind eine angeschwollene Schleimhaut, Schleimfluss in den Rachen, verstopfte Nase und (Druck-)Schmerzen im betroffenen Bereich von Stirnhöhle, Siebbein-, Keilbein- oder Kieferhöhle. Außerdem können Kopfschmerzen (bei Druck und Herunterbeugen zunehmend), Riechstö rungen, Zahnschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit auftreten. Die HNO-ärztliche Untersuchung zeigt verstopfte Ausführgänge und Sekretstau in den Nebenhöhlen.

Therapeutisch stehen die Verflüssigung des eingedickten Sekrets, das Abschwellen der Nasenschleimhaut und die Entzündungslinderung im Fokus. Hier haben sich die bereits beschriebenen Maßnahmen bei Rhinitis bewährt, ebenso wie die Schlüsselblume: Sie wirkt durch ihre sekretolytischen Saponine. Dies geschieht reflektorisch über eine Reizung der Magenschleimhaut. Die Wirkung kann durch starke Süßung und eine möglichst heiße Trinktemperatur noch verbessert werden. Außerdem erhöht sich durch die Besetzung spezieller postsynaptischer Rezeptoren die Viskosität des Schleims: Er wird flüssiger und dadurch leichter abhustbar. Für den Tee 0,5 g gepulverte Schlüsselblumenwurzel (Primelwurzel) mit 250 ml kaltem Wasser aufkochen, 5 min ziehen lassen, abseihen, alle 2 Stunden 1 Tasse trinken.

Rezepturen

Gegen Husten

Teemischung bei Reizhusten

  • Spitzwegerichblätter
  • Eibischwurzel
  • Königskerzenblüten
  • Malvenblätter und -blüten aa ad 100 g

M.f.spec.

D.S.: 1 EL der Teemischung mit einer Tasse kaltem Wasser übergießen, leicht erwärmen, 5 min ziehen lassen und abseihen. Mit Honig gesüßt 4–5 Tassen tgl. trinken, solange der Reizhusten anhält.

Auch Eibischwurzel allein wirkt bei Reizungen sehr wohltuend: 1 TL zerkleinerte Wurzel in eine Tasse kaltes Wasser geben, 1–2 Stunden unter mehrfachem Umrühren ziehen lassen, abseihen und leicht erwärmen. 3–4 Tassen tgl. sehr langsam schluckweise trinken, mit dem Tee zusätzlich den Rachen spülen.

Hustentee (auswurffördernd, entzündungslindernd)

½ TL Süßholzwurzel und 1 TL Thymiankraut mit heißem Wasser übergießen, gut zugedeckt (damit das ätherische Öl des Thymians nicht entweicht) 5–10 min ziehen lassen, 2–3 Tassen tgl. nicht zu heiß und sehr langsam trinken.

Hustentee für Kinder

2 TL Schlüsselblumenblüten mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 5 min ziehen lassen, abseihen, mit Honig süßen, 3 Tassen tgl. trinken.

Hustenwein nach Hildegard

Hildegard von Bingen hinterließ ein nützliches Rezept für einen Hustenwein: „Wer an Husten leidet, nehme Fenchel und Dill zu gleichen Teilen, gebe ein Drittel Andorn hinzu und koche das Ganze in Wein. Dann seihe er es durch ein Tuch und trinke es, so wird der Husten aufhören.“ Heute wird man den Dill durch den bei Husten wirksameren Anis ersetzen. Dosierungsbeispiel für einen halben Liter:

  • Fenchelfrüchte 10 g
  • Anisfrüchte 10 g
  • Andornkraut 3 g

M.f.vin.

D.S.: Fenchelfrüchte und Anis kurz im Mörser anstoßen und sofort mit dem Andorn in 500 ml Weißwein geben, die Mischung einen halben Tag ziehen lassen oder aber einmal kurz aufkochen. Abseihen und mit etwas Honig schluckweise trinken.

Auch der Lein gehörte zu den bedeutenden Nutzpflanzen des Mittelalters. Hildegard von Bingen empfiehlt eine Auflage mit gekochten Leinsamen bei Erkrankungen der tieferen Atemwege. Dafür 5 EL Leinsamen in 2 Tassen Wasser weichkochen, noch heiß in ein Säckchen oder einen Papier-Teebeutel füllen, so heiß wie möglich auf Nase, Stirn oder Wangen legen und mehrmals tgl. mit frischen Leinsamen wiederholen. Diese Auflage lindert den Druckschmerz und fördert lokal die Durchblutung und den Sekretabfluss.

Befreiend bei Kopfschmerz und verstopfter Nase wirkt eine Meerrettichauflage im Nacken: 3 EL frisch geriebenen Meerrettich (oder scharfen Meerrettich aus dem Glas) auf die Mitte eines kleinen Tuchs (zum Beispiel Stofftaschentuch) geben. Die Masse mit dem Tuch zwei- bis dreimal einschlagen, dann für einige Minuten auf den Nacken legen. Unempfindliche Patienten können mit 1 EL Meerrettich ein Tuch wie beschrieben füllen und die Auflage kurz seitlich an die Nasenflügel legen (nicht an die Augen bringen!). Meerrettich wirkt besonders durch die scharfen Senföle, die eine durchblutungsfördernde, aber auch antibakterielle und wahrscheinlich auch antivirale Wirkung besitzen. Die Kapuzinerkresse ist ebenfalls reich an diesen Inhaltsstoffen, die auch positive Effekte bei Grippeviren und auf den Blutzuckerspiegel zeigen.

Bronchitis und Husten: Erst Schleimstoffe, dann Saponine

Husten setzt als natürlicher Reflex ein, um Fremdkörper und Sekret aus den Atemwegen herauszuschleudern. Oft ist eine Schleimhautentzündung der Bronchien oder Luftröhre dafür verantwortlich.

Eine akute Bronchitis zeigt sich zunächst mit Halsschmerzen und Heiserkeit. Am Folgetag kommt ein trockener Reizhusten ohne Auswurf hinzu (unproduktiver Husten), der zwei bis drei Tage anhält und oft mit Schmerzen in der Brust einhergeht. Dieser geht dann in einen produktiven Husten (Schleimhusten) mit Auswurf über.

In der ersten, trockenen Hustenphase empfiehlt sich der Einsatz von Pflanzen (siehe Teemischung bei Reizhusten, Kasten S. 42), die durch ihre Schleimstoffe einen Schutzfilm auf den Schleimhäuten bilden und diese so vor Reizungen, Austrocknung und weiterem Erregerbefall schützen. Bewährt haben sich hier die Eibischwurzel – eine bedeutende Pflanze der Klostermedizin –, die Blätter und Blüten der Malve, die Blüten der Königskerze und Spitzwegerichblätter. Im Spitzwegerich finden sich neben Pflanzenschleimen zusätzlich zusammenziehend wirkende Gerbstoffe und bakterienhemmende Iridoidglykoside.

In der zweiten, produktiven Hustenphase kommt es vor allem darauf an, das Bronchialsekret durch Expektoranzien zu verflüssigen und den Auswurf zu unterstützen. Hier haben sich saponinhaltige Pflanzen wie Efeu bewährt. Er sollte als Fertigpräparat verordnet werden, um eine geeignete Wirkstoffmenge zu erreichen, zum Beispiel Prospan® Hustentropfen (Fa. En gelhard), 3 × tgl. 24 Tr. Die Blätter sind bei Überdosierung leicht giftig. In der Klostermedizin kam die Pflanze auch nur äußerlich bei Hauterkrankungen, Verbrennungen und Schmerzen zur Anwendung. Saponine sind auch in der Süßholzwurzel enthalten; dazu kommen hier noch Schleimstoffe, Cumarine, Flavonoide und Phytosterole. Für einen sehr wirksamen Hustentee wird die Süßholzwurzel mit Thymian kombiniert (siehe Hustentee, Kasten S. 42).

Auch die Schlüsselblume enthält Saponine. Zwar sind ihre Blüten schwächer wirksam als die Wurzel, aber wegen ihres angenehmen Geschmacks auch für Kinder gut geeignet .

5 Säulen der Erkältungsprophylaxe

Zu den wichtigsten Maßnahmen der Erkältungsvorbeugung zählen:

  • tägliche Bewegung an der frischen Luft, auch bei Regen oder Schneefall
  • ausreichend isolierende, trockene Kleidung und Schuhe, Kopfbedeckung
  • ausreichende Luftfeuchtigkeit in den Räumen (etwa 60 %) durch regelmäßiges Stoßlüften und Verdampfen von Wasser, auch in Kombination mit ätherischen Ölen (durchblutungsfördernd an den Schleimhäuten, keimhemmend)
  • reichlich trinken zur Befeuchtung der Schleimhäute, kurweise Tees mit Lindenblüten, Thymian, Schleimstoffdrogen wie Eibischwurzel oder den Saponindrogen Schlüsselblume (Wurzel und Blüten) und Süßholzwurzel
  • Zur Vorbeugung und auch bei den ersten Anzeichen einer Erkältung ist die häufige Nutzung von Meerrettich (aus dem Glas oder frisch gerieben) sehr empfehlenswert für die Ernährung im Herbst und Winter: zum Beispiel auf Fisch, Fleisch, Brothappen oder auch als Suppe. Gut bewährt hat sich auch Angocin® Anti-Infekt N Tbl. mit Meerrettich und Kapuzinerkresse (Fa. Repha) in niedriger Dosis (2- bis 3-mal tgl. 2–3 Tbl.).

Andorn – bittere Medizin aus der Antike

Der Andorn gehört zu den großen Pflanzen der Klostermedizin. Die Heilkraft des Lippenblütlers bei Erkrankungen der Atemwege war schon in der Antike bekannt. Er wirkt vor allem durch seine Bitter- und Gerbstoffe. Andorntee schmeckt allerdings sehr bitter. Er sollte deshalb nur in Teemischungen oder besser als Fertigpräparat in Form eines Bronchialextrakts (zum Beispiel Marrubin® Andorn- Bronchialtropfen, Fa. Repha, 3 × tgl. 40 Tr.) oder als Frischpflanzenpresssaft (zum Beispiel Schoenenberger® Andorn, Naturreiner Heilpflanzensaft, 3 × tgl. 150 ml) verordnet werden.

Zu den tradierten Hustenmitteln der Klostermedizin gehört der Fenchel. Er wurde bei Husten vor allem in Form eines Fenchelweins genutzt, denn das ätherische Öl der Fenchelfrüchte löst sich in Wein besser als in Wasser (siehe Hustenwein nach Hildegard, Kasten S. 42). Dazu 20 g Fenchelfrüchte kurz im Mörser anstoßen (damit sich die Ölgänge öffnen) und 1–2 Stunden in 500 ml Weißwein ziehen lassen. 2- bis 3-mal tgl. 150 ml schluckweise trinken.

Senföldrogen bei Husten: Rettich, Meerrettich, Kapuzinerkresse

Die Verwendung von Rettich bei Husten reicht von der Klostermedizin bis hin zu den Hausmitteln des 20. Jahrhunderts. Heute sollte man aufgrund des höheren Gehalts an Senfölen am besten den Schwarzen Rettich oder gleich den Meerrettich verwenden: je schärfer, desto mehr wirksame Senfölglykoside sind enthalten. Auch das Fertigpräparat Angocin ® Anti-Infekt N Tbl. (Fa. Repha) hat sich bewährt. Die Dosierung beträgt je nach Stärke der Beschwerden 3- bis 5-mal tgl. 4–5 Tbl.

Rettich kann in Form von Frischpflanzen( press)saft verwendet werden. Für die eigene Zubereitung den Rettich schälen und in einer Saftpresse auspressen oder mit Zucker ausziehen, 1–2 EL mehrmals tgl. trinken.

Bei Bronchitis eignet sich auch die Kapland- Pelargonie (Pelargonium sidoides). Sie spielt aber erst seit dem 20. Jahrhundert in Europa eine Rolle. Der Wurzelextrakt, zum Beispiel Umckaloabo ® (Fa. Schwabe) oder Pelargonium-ratiopharm ®, wirkt schleimlösend, antibakteriell und antiviral. Es ist als Mittel bei Bronchitis bereits für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres zugelassen.

Dr. Heike Will
Apothekerin

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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